Die Weiterentwicklung der Stadtuniversität als neue Chance für das Länggassquartier.

Einsitznahme im Begleitgremium zum Studienauftrag UNI MITTE Bern, CH.

Die Universität Bern ist eine Stadtuniversität. Die räumliche Entwicklungsstrategie 3012 soll sicherstellen, dass die Bedürfnisse einer modernen Universität mit denjenigen eines attraktiven Stadtquartiers einhergehen. Die seit 2004 im kantonalen Richtplan verankerte Strategie sieht vor, die Stadtuniversität auf vier klare Schwerpunkte zu konzentrieren und das Flächenangebot dieser Schwerpunkte durch Verdichtungen und Ausbaumassnahmen zu steigern. Mittels eines Studienauftragsverfahrens / Testplanung sollten die räumlichen Potenziale ausgelotet und die künftigen baulichen Entwicklungsschritte definiert werden. Vermittelt über den Verein für gender- und alltagsgerechtes Planen und Bauen (Lares) war StadtUmLand am Verfahren vom Sommer 2015 bis Januar 2016 beteiligt und brachte seine Expertise für Freiraum / Soziales / Einbindung ins Quartier ein.

Der Standort des Areals UNI MITTE der Stadtuniversität Bern liegt inmitten des vormals industriell durchmischten Stadtgebiets rund um die Länggass, welches heute vor allem für Wohnzwecke genutzt wird. Im Umfeld des Areals zeichnet es sich durch eine kleinteilige drei- bis viergeschossige Bebauung aus, die in den Erdgeschosszonen zum Teil wohn- oder hochschulorientierte Dienstleistungen aufweist. Eine zentrale Frage dabei ist, ob Universität sich in diesem Kontext durch ein städtebaulich herausragendes Gebäude präsentieren oder eher in den vorhandenen Stadtraum integrieren sollte.

Freiraum
Ein Verweben der beiden benachbarten PartnerInnen Universität und Quartier findet im Wesentlichen über den Freiraum statt. Dabei sollten idealerweise auf Stadt-/Erdgeschoss-Niveau Synergien zwischen Nutzungen der Universität und dem Quartier gefunden werden.

Soziales
Die Qualität der Universität und ihrer Bauten entsteht nicht nur durch die Optimierung für den Hochschulbetrieb, sondern durch die Ausstrahlung der Bauten und den Aufforderungscharakter der (Frei)Räume für Besucher- wie AnwohnerInnen. Letztendlich lassen sich mit maximaler Transparenz, Offenheit und Durchlässigkeit der baulich-räumlichen Anordnung auch Fragen der Vereinbarkeit (von Beruf und Familie) und der Sicherheit (kein Unterschied von Tag- und Nachtwegen) beantworten. Es sollte in dieser stadträumlichen Situation unbedingt vermieden werden, eine „Stadt in der Stadt“ entstehen zu lassen, die ein introvertiertes Eigenleben führt. Die neue städtebauliche Struktur sollte sich als Teil des Gesamtsystems ins Quartier wie in die übergeordneten Stadtbezüge integrieren.

Einbindung ins Quartier
Die Einbindung eines neu gestalteten Areals in ein vorhandenes Quartier wird sowohl durch die städtebauliche Figur wie auch durch die sozialräumlichen Beziehungen ermöglicht. Eine Überlagerung dieser beiden scheint für eine gelebte Nachbarschaft von grundlegender Bedeutung. Zwar ergibt diese sich nicht zwangsläufig aus der baulich-räumlichen Struktur, jedoch wird sie durch die städtebauliche Haltung, die ein Areal ausstrahlt, begünstigt oder verhindert. Eine Stadtuniversität sollte sich überlegen, welche Haltung sie einnehmen möchte, um ihrem Namen und ihrem Anspruch gerecht zu werden.

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