Gemeinde Vrees, Samtgemeinde Werlte, LEADER Region Hümmling, Landkreis Emsland, Niedersachsen, D

Die Machbarkeitsstudie betrachtet den Ansatz „Betreutes Wohnen eingebettet in die Dorfgemeinschaft“ als Teil des Modellprojektes „Altwerden in Vrees“, sie dient damit zur Vorbereitung des nächsten Schrittes hin zu einer besseren pflegerischen Versorgung im Dorf durch ein betreutes Wohnangebot. Der Bedarf wird dabei durch eine Markt- und Standortanalyse belegt, die Wirtschaftlichkeit eines entsprechenden Neubaus unter Berücksichtigung potenzieller Förderungs- und Finanzierungsmöglichkeiten bewertet, realistische Betreuungsmodelle und Betriebskonzepte durchgespielt, um am Ende die Bandbreite der Machbarkeit eines solchen Vorhabens in Vrees und deren potenzielle Übertragbarkeit auf andere ländliche Räume Niedersachsens aufzuzeigen.

Die Machbarkeitsstudie diente dabei auch als eine Art Vorprojektphase, da die ersten erforderlichen Schritte von der Idee zum Projekt bereits als Teil der Studie erarbeitet wurden. Hierzu zählen insbesondere Varianten zur Planung und Gestaltung eines Neubaus.

Ein Angebot für Betreutes Wohnen in Gemeinschaft ist für Vrees gemäß ganzheitlichem Ansatz eine wichtige Säule der Betreuung, um auf die Bedarfe der älter werdenden Bevölkerung, die bereits einen Pflegegrad erreicht hat, vor Ort eingehen zu können.

Noch werden die Menschen in Vrees überwiegend im häuslichen Umfeld alt. Doch auch wenn die Begegnung und der Austausch zwischen den Generationen im Dorf noch vielfach Alltag ist, bedarf es vermehrter Anstrengungen, um eine Vereinsamung der Älteren zu vermeiden oder Alternativen für das Altwerden zu Hause zu schaffen. Damit dies gelingen kann, muss die medizinische und pflegerische Versorgung im Dorf gesichert sein. Dazu bedarf es insbesondere für eine kleine ländliche Gemeinde wie Vrees innovativer und ganzheitlicher Konzepte, an denen Kommune und Gesellschaft sich gemeinsam aktiv beteiligen können. Die Sensibilisierung der Bevölkerung in Bezug auf das Altwerden ist dabei eine fast ebenso große Herausforderung wie die Motivation der potenziellen Helfer*innen.

Rahmenbedingungen „Wir für euch – Altwerden in Vrees“ – ein ganzheitliches Konzept

Die Ausgangslage in Vrees wird derzeit durch etwa 1.800 dort lebende Menschen bestimmt. Trotz Wachstum überaltert auch in Vrees die Bevölkerung und lebt im Alter zu einem großen Teil allein oder zu zweit in den oft zu groß gewordenen, nicht barrierefreien Häusern. Veränderungen der Wohnsituation sind jedoch häufig mit dem Verlassen der lieb gewordenen Nachbarschaft im Dorf verbunden. Dieser Entwicklung stellt sich die Gemeinde entgegen und verfolgt ihren ganzheitlichen und innovativen Ansatz unter Einbeziehung der Dorfgemeinschaft, um die vorhandenen Potenziale der Gemeinde und ihrer Bevölkerung zu aktivieren und nachhaltig zu optimieren. „Altwerden in Vrees“ ist dabei Konzept und Vision in einem, es beinhaltet nicht mehr und nicht weniger als die Neuauflage des Generationenvertrags.

4-Säulen-(Betreuungs-)Modell für ein lebenswertes Altwerden*

Alle Anstrengungen lassen sich in ein 4-Säulen-Modell einordnen, das für ein lebenswertes Altwerden in ländlichen Räumen als nachahmenswert empfohlen werden kann: Ein Bürgerhauses mit Tagesbetreuung für hilfebedürftige alte Menschen und Beratungsstelle mitten im Dorf war der erste wichtige Schritt in die bauliche Umsetzung der guten Ansätze und damit die 1. Säule es Gesamtkonzeptes. Es erfüllt (fast) alle Ansprüche einer modernen Dorfgemeinschaft – bedarfsgerecht, generationenübergreifend, barrierefrei und nachhaltig – und ist damit ein wichtiger Beitrag zur Sicherung der Daseinsvorsorge. Eine kontinuierlich besetzte Beratungsstelle für alle Lebenslagen soll durch neue digitale Möglichkeiten ausgebaut werden zu einem „Dorf-Notrufsystem“ für Menschen, die zu Hause Hilfe benötigen (Säule 4). Fünf Seniorenwohnungen mit einem umfangreichen Assistenzsystem auf dem gleichen Grundstück komplettieren mittlerweile das Angebot (Säule 2). Alle Bemühungen fußen bisher auf bürgerschaftlichem Engagement.

Das „Betreute Wohnen eingebettet in die Dorfgemeinschaft“ wird als 3. Säule das Betreuungsmodell stützen. Ein entsprechendes Angebot zur Aufnahme pflegebedürftiger Menschen (mit Pflegegrad 1 bis 4) fehlte in Vrees bisher. Der Standort mitten im Ort gilt aufgrund der Verknüpfungsmöglichkeit mit den bestehenden Angeboten als optimal.

Abbildung: I. Heineking, eigene Darstellung 2019